Antisemitischer Massenmord als „Erlösung“ – willkommen auf der „anarchistischen Buchmesse“ in Kreuzberg

An sich ist eine Buchmesse eine feine Sache, und eine anarchistische um so mehr: aktuelle Neuerscheinungen durchstöbern, spannende Veranstaltungen besuchen, mit Freund*innen beim Bierchen plaudern – es kann richtig nett sein.

Allerdings gilt dies – leider – ganz sicher nicht für die sogenannte „anarchistische Buchmesse“, die Anfang September in Berlin-Kreuzberg stattfinden soll. Hier möchten wir von einem Besuch dann doch eher dringend abraten.

So heißt es in der Ankündigung zu einer Veranstaltung bei dieser Buchmesse „VON DER UKRAINE ÜBER PALÄSTINA BIS ZU NEUEN KONFLIKTEN: WIE LÄSST SICH EINE INTERNATIONALE ANTIKRIEGSBEWEGUNG AUFBAUEN?“:

„Die Aktion vom 7. Oktober – wie auch immer man sie lesen will – hatte die Bedeutung der Erlösung der menschlichen und unterdrückten Variante gegen die techno-militärische Allmacht, gegen ihre elektronischen Mauern, ihre Drohnen, ihre Massenüberwachung…“ (https://barrikade.info/article/6526)

Den Massenmord an Zivilist*innen (darunter über 300 Besucher*innen des Super Nova Festivals), die massive sexualisierte Gewalt vor allem gegen Frauen* und die Verschleppung von hunderten Menschen als Geiseln durch eine islamistische Partei und deren Anhänger*innen bzw. Verbündete als „Erlösung“ zu bezeichnen und auf einer anarchistischen Buchmesse abzufeiern, ist schon recht krass. Ehrlich gesagt fehlen uns hier die Worte, aber vielleicht muss dazu auch nicht mehr viel gesagt werden.

Wir wenden uns hier nicht an die Organisator*innen der Buchmesse bzw. der betreffenden Veranstaltung. Unzählige frustrierende Gespräche in den letzten Monaten haben uns gezeigt, dass bei Menschen, die die antisemtischen Massaker des 7. Oktober feiern, rechtfertigen oder leugnen, kaum etwas durch Argumente auszurichten ist. Dass grundlegende, auch feministische Standards der linken Bewegung, die in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt wurden, gerade geschleift werden (wenn etwa die „International Alliance of Feminists“ behauptet, alle Berichte über sexualisierte Gewalt am 7. Oktober seien reine Erfindung und jüdische Propaganda, um den antikolonialen Kampf zu schwächen), wird hierbei in Kauf genommen.

Aber vielleicht liest das ja hier der eine oder andere Mensch der überlegt hatte da hinzugehen und sich nun doch für einen Ausflug an den See (oder eine sinnvolle, emanzipatorische Diskussion oder Aktion, zu tun gibt es genug) entscheidet?

Disclaimer: Wir sind keine „Antideutschen“, und kritisieren massiv sowohl die rechte israelische Regierung als auch Besatzung und Kriegsführung. Trotzdem halten wir eine Differenzierung für notwendig, anstatt sich mit den antisemitischen Massakern des 7. Oktober und der islamistisch-fundamentalistischen Hamas gemein zu machen. Wir glauben auch dass es sinnvoller ist, sich etwa den viel zu aktiven Nazis von 3. Weg und Co. In den Weg zu stellen, als ein linkes Hausprojekt wie die Scharni anzugreifen, nur weil bei ihnen „Gegen jeden Antisemitismus“ an der Fassade steht.